Impulse für ein natürliches Leben
„Der Tod kommt nur einmal, und doch macht er sich in allen Augenblicken des Lebens fühlbar. Es ist herber ihn zu fürchten, als ihn zu erleiden.
„Jean de La Bruyere“
Helle Aufruhr hier bei uns im Garten. Oder anders formuliert, hier bei mir vor dem Wohnzimmerfenster spielt sich derzeit wohl die volle Bandbreite dessen ab, was man denn so Leben nennt .
Was war ich doch erstaunt, als ich in den vergangenen Tagen diesen bildschönen Gast bei uns im Kirschbaum entdeckt habe. Und was war ich im ersten Moment entsetzt als ich gesehen hab, dass dieser sich einen meiner kleinen gefiederten Freunde unter den Nagel gerissen hatte ….
In solch wunderschöner Gestalt kommt er also daher, der Tod . Unfassbar!!!!
Die absolute Stille hat er mit sich gebracht, plötzlich war kein Vögelchen mehr im Garten zu sehen, absolute Ruhe.
Nur in meinem Inneren , da wurde es plötzlich laut. Sehr laut!!!!!
Meine kleinen Freunde dafür opfern, dass er überleben kann? Oder dem Sperber den Hungertod wünschen? Beides fühlt sich nicht richtig an. Falsch, oder besser gesagt, beide Vorstellungen bereiten mir echten seelischen Schmerz.
Ja, so ist das…wer den Tod einmal als Teil der eigenen Realität verstanden hat, der weiß um den Schmerz und um die Trauer, welcher dieser unwillkürlich mit sich bringt. „Fressen und gefressen werden“ ? …..der Kopf weiß um diese Notwendigkeit, das Herz fühlt anders. Rationalisieren? ……Ist mir heute nicht mehr möglich ….
Man könnte sagen, der Tod ist mir durch meine Erkrankung vom „Kopf“ in den „Bauch“ gerutscht. Und trotzdem oder vermutlich gerade deshalb weiß ich, dass es gilt ihn im Leben zu akzeptieren. Ihn zu integrieren, um ein erfülltes Leben führen zu können.
Und dennoch: Niemals wieder möchte ich das „Hinspüren“ vergessen, denn wer den Schmerz des Todes tief im Herzen fühlen kann, der weiß auch, dass es das Leben in jeglicher Form zu lieben und im richtigen Augenblick zu schützen gilt.
Epilog:
Sperber töten indem sie ihre Beute intensiv „kneten“ und dadurch mit ihren spitzigen, dolchartigen Krallen durchbohren. Der Tod tritt hierbei sehr schnell und ohne unnötige Qualen für das erbeutete Tier ein. Anders als der Mensch hat der Sperber einen natürlichen Bezug zum Tod, er tötet nicht aus Mordlust oder Achtlosigkeit, sondern um sein Überleben und damit das Leben als solches zu sichern.
Leider waren Greifvögel in den letzten Jahrhunderten vielen Vorurteilen ausgesetzt und bekamen so die menschliche Vernichtungswut in ihrer vollen Wucht zu spüren. Erschlagen, erschossen, vergiftet, in Fallen gefangen, lebend oder tot zur Abschreckung oder zum Schutz vor bösen Geistern im Freien aufgehängt oder an Stall- und Scheunentore genagelt. Der menschlichen Entfremdung zum Opfer gefallen starben auf diese Weise hunderttausende Greifvögel einen qualvollen Tod.
Es ist an der Zeit den Tod wieder ins Leben zu integrieren, damit er an der richtigen Stelle zum Tragen kommt, damit er seinen ursprünglichen Sinn zurück erhält und seiner Natur gemäß schützend die Hand über das Leben legen kann.
Liebe Daniela,
wieder einmal keine leicht Kost, die du uns Lesern da anbietest. Aber reiche Kost. Danke dir für diese Reflexion zum Thema Tod!
Und auch naturkundlich fand ich das interessant. Nun weiß ich endlich, wie ein Sperber aussieht. Vermutlich hab ich auch schon welche gesehen und sie mit Turmfalken verwechselt. Einmal hab ich mich z.B. gewundert, dass ein Turmfalke in einer Thermik segelt und dabei die Flügel so breit machen kann … Das wird dann wohl eher ein Sperber (oder Habicht) gewesen sein. Muss ich mal genauer drauf achten. Ich schau jetzt gleich nochmal Flugbilder an…
Liebe Grüße,
Stefan
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Leicht kann ja jeder 😂😉…Nein, Spaß…es ist natürlich ein sehr schwieriges Thema und es hat etliche Jahre gedauert bis ich mich dem emotional annähern konnte…und noch immer ringe ich damit. Mal mehr, mal weniger. Was die Ornithologie anbelangt bin ich auch noch Neuling, aber ich finde es auch total spannend. Und das Eintauchen in die Natur ist und bleibt MEIN Gegengewicht zum Leben mit meiner Erkrankung und allem was so dazu gehört.
Ich wünsche Dir einen schönen Abend,
Bis bald
Daniela
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