Impulse für ein Leben mit Sjögren-Syndrom
„Das Leuchten der Farben nimmt Dich mit in den tiefsten Raum Deiner Seele“
-Theresa M. Douret –
Die Natur ist und bleibt meine große Liebe, meine Leidenschaft, meine Inspiration. Und wann immer es mir möglich ist, zieht es mich hinaus in die Stille, an Orte an denen ich alleine, ganz für mich selbst sein kann.
Denn inmitten der Abgeschiedenheit der Natur habe ich es erfahren und erfahre es immer wieder: Alles ist gut wie es ist. Wir brauchen uns nicht anzustrengen, es gibt nichts weiter zu tun außer geschehen zu lassen, den Dingen ihren Lauf zu lassen, uns dem Fluss des Lebens hinzugeben. Dies gilt für das Leben um uns herum, ebenso wie für das Leben in uns selbst, denn in unserem tiefsten Kern unterscheiden wir uns in nichts von der Natur. Ja, genau genommen, wir SIND Natur.
Leider haben wir das vergessen, vergessen es immer wieder. Wir Menschen haben dieses Wissen regelrecht zu Grabe getragen, es verschwinden lassen hinter dicken Mauern kultureller Überformungen, hinter lebensgeschichtlichen Entwicklungen. Hinter Mauern, die uns schützen sollen, die uns vor den leidvollen, den schmerzlichen Aspekten des Lebens bewahren sollen. Mit dem Ergebnis, dass die allermeisten von uns das tiefe Bedürfnis entwickelt haben, das Leben und demnach auch sich selbst kontrollieren zu wollen.
In Momenten jedoch, in denen es uns gelingt uns wirklich einzulassen auf die Natur, die uns umgibt ebenso wie auf die Natur, die sich in unserem eigenen Inneren entfaltet, wenn wir sie annehmen können mit all ihren Aspekten, mit ihrem Licht und ihrem Schatten, mit all ihren Ungereimtheiten, ihrem „Wildwuchs“, in solchen Augenblicken spüren wir, dass alles gut ist, exakt so, wie es eben nun mal ist.
Dann können wir tief im Herzen spüren, dass das Leben in seiner Ganzheit perfekt ist, dass dieses schöpferische Prinzip, welches sich hinter allem zu verbergen scheint, weiß was es tut. Was es tun muss, um sich selbst zu erhalten, das Leben in seiner ganzen Vielfalt zu bewahren. Ja, alles ist gut wie es ist, solange bis wir eingreifen, bis wir versuchen das Leben in „geordnete Bahnen“ zu lenken, es unter unsere Kontrolle zu bringen.
Zurück in der Stadt, die täglich eine so große Fülle an Anforderungen an mich stellt, fällt es mir deutlich schwerer meinen inneren Fluss am Fließen zu erhalten, mir das Gefühl für die Ganzheit des Lebens zu bewahren. Nicht mehr immer und ohne jeglichen Aufwand in die äußere Natur eintreten zu können, macht es um so vieles schwieriger den Kontakt zu meiner inneren Natur aufrecht zu erhalten, weshalb ich ich mich Stück für Stück auf Ressourcen besonnen habe, die ich noch aus meinem früheren Leben mitgebracht habe.
So habe ich wieder mit Malen begonnen, intuitiv, aus dem Bauch heraus. Ohne Plan und Ziel, einfach der Freude halber, ohne jegliche Absicht, einfach nur dem Prozess des Malens folgend. Und ich bin erneut eingetaucht in eine Welt der Formen und Farben, in eine Welt, die so bunt und vielfaltig ist wie das Leben selbst.
Wohin mich der Prozess des Malens, ja der Lebensprozess selbst, führen wird, weiß ich derzeit noch nicht. Alles was ich spüre ist, dass sich wieder einmal etwas Neues abzeichnet. Die alten Muster, die nicht mehr brauchbar sind, im Sterben begriffen sind und sich neues Leben im Außen ebenso wie in meinem Inneren entfaltet. Ich spüre, wie mein Leben sich wieder einmal im Umbruch befindet, sich erneuert.
Epilog:
Ich erinnere mich an das Jahr 2013. Zum damaligen Zeitpunkt ist für mich eine Welt zusammengebrochen, weil meine Erkrankung mich dazu gezwungen hat meinen Beruf, den ich zum damaligen Zeitpunkt als meine Berufung empfunden habe, hinter mir zu lassen. Zu dieser Zeit habe ich intensiv mit dem Malen begonnen. Die intuitive Malerei hat mir dabei geholfen mich in der Krise zu stabilisieren, bei aller Angst immer wieder bei mir selbst, im jeweiligen Augenblick anzukommen. 5 Jahre später dann, im Jahr 2018, wurde endlich meine Lungenbeteiligung erkannt und kurze Zeit darauf mein Lymphom diagnostiziert. Zu diesem Zeitpunkt war meine Erkrankung bereits so weit fortgeschritten, dass mir selbst das Malen nicht mehr möglich war. Die Folgen der Chemotherapie und weitere Krisen haben mich dann in die Natur geführt, die Welt nochmals mit anderen Augen sehen lassen. Jetzt, da sich mein gesundheitlicher Zustand wieder verbessert hat, habe ich zurück gefunden in die Welt der Farben. Innere und äußere Natur, Natur und Kultur scheinen einen Weg zueinander zu suchen, sich miteinander verbinden zu wollen… Ich freue mich auf das was im Werden und Entstehen ist, auf das was noch kommen mag…. was auch immer es sein wird…
Du hast das so schön beschrieben.
Wir sind Teil der Natur und grenzen uns doch immer mehr von ihr ab.
Es ist schön zu lesen, dass du dir mit dem Malen etwas zurückholst. Das Bild gefällt mir sehr. Es sind natürliche Farben, die gut harmonieren!
So ein kreativer Prozess wie das Malen ist sehr wohltuend. Da wäre ich nun auch gespannt wohin es dich trägt. Viel Freude dabei!
Liebe Grüße,
Syntaxia
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Ich danke dir, liebe Syntaxia für dieses schöne Feedback. Ja, genauso ist es . Malen, dem kreativen Prozess folgen, den inneren Kritiker einfach ausschalten ist unfassbar wohltuend, Erholung für die Seele. Weil wir einfach nur sein dürfen wer wir sind … genau wie in der Natur 😊
Ich wünsche Dir noch einen schönen und erholsamen Abend und schicke Dir liebe Grüße
Daniela
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