Inselchen der Ruhe

 

Hurra, die Erde hat mich wieder, dem Himmel sei Dank!!! Oder vielleicht muss ich es etwas vorsichtiger formulieren?! Gerade eben habe ich wieder mal etwas Boden unter den Füßen erwischt, auf dem ich trotz aller Widrigkeiten etwas Fuß fassen kann.

Nach etwas selbst verordneter Ruhe und Einsamkeit waren Sie da, die so heiß ersehnten Tränen. Der so dringend notwendige Zusammenbruch, das Aufgeben , das Anerkennen dessen, dass der Kampf gegen die Situation aussichtslos und damit unsinnig ist.

Und mit dem Zusammenbruch war auch sie plötzlich wieder da,  die so dringend benötigte Ruhe und die innere Entspannung. Das tiefe Einverstanden sein mit mir selbst und mit dem was ist. Tief spürbar in meinem Innerern,  jedenfalls für diesen einen Moment, in dem endlich die Tränen fließen durften.

Innere Ordnung allerdings fühlt sich anders an. Vielmehr wird mir jetzt erst ( da sich die Erstarrung gelöst und ich des Denkens wieder mächtig bin )  klar, dass mir eigentlich gar nichts klar ist. Was habe ich denn nun eigentlich? Einen „Wolf „, einen „Sjögren“, “ einen „Krebs“   oder doch alles zusammen? Und was war zuerst da? Der „Krebs“ der „Wolf“ oder das „Sjögren“? Die Henne oder das Ei?  Nach Aussage meines Onko-Docs nicht wirklich zu beantworten. Fast 20 Jahre ein „Krebstier“ an Bord und keiner merkt etwas? Kaum zu glauben, oder?! Und doch scheint es so zu sein, bedenkt man die vorliegenden Befunde.

Auch die Aussagen des Radiologen geben nicht wirklich weiteren Aufschluss , zumindest nicht aus seiner (und zunächst auch nicht aus meiner) Sicht. Wohl aber passen die Auffälligkeiten in der Bildgebung  zu den Befunden der vorher gegangenen Jahre. Passen sie auch in den gesamten Kontext? Ist das „Krebstier“ gerade im Begriff mein Knochenmark „aufzufressen“? Der Befund der Magenspiegelung war ohne Befund. Zumindest makrosokpisch gesehen also Entwarnung, das Ergebnis der  Histologie steht allerdings noch aus. Auch hier also keine Sicherheiten.

Fragen über Fragen. Und die entsprechenden Antworten?! Fehlanzeige !!!!  Zumindest für die nächsten 2 Wochen. Denn dann erst habe ich den nächsten Termin bei meinem Onko-Doc.

Tja, ob „Wolf“, „Sjögren“, „oder „Lymphom“. Eines haben sie wohl gemeinsam. Sie machen spürbar, dass Warten wohl eines der Dinge ist, die man unvermeidlich im Umgang mit chronischer Erkrankung zu lernen hat ……….

 

Epilog:

Heute früh, auf meinem alltäglichen Spaziergang mit meinen beiden „Fellnasen“, schenkt mir die Natur in der Umgebung meines neuen Zuhauses einen unvergleichlichen Anblick. Trotz körperlich vorhandener Schwäche genieße ich die kalte Luft, den Wind um meine Nase, das Spiel der Wolken und die Lebendigkeit meiner beiden Hunde. Großartig, denke ich mir.  Zwei Wochen ohne Arztbesuche (vom morgigen Kontrolltermin beim Augen-Doc, der den Ball hoffentlich flach halten wird, mal abgesehen) Zwei Wochen ohne neue Befunde. Zwei Wochen lang keine neuen Horrornachrichten, keine weiteren Untersuchungen,   ganze zwei Wochen kein weiteres Herumstechen in meinem Körper , kein weiteres Ziehen und Zerren an mir und an meiner Seele. Ja, so sehen sie aus!!!! Die kleinen Inselchen, auf denen ich auch bei hohem Wellengang immer wieder Boden unter den Füßen verspüren kann. 

 

2 Comments on “Inselchen der Ruhe

  1. Liebe Daniela,
    in diesem Einverstandensten, diesem Annehmen der „ganzen Katastrophe“ liegt m.M. nach ein großes ( Heil-) Potential!
    Ob es jemals abschließend geklärt werden kann, was nun zuerst da war? Vielleicht bleibt es immer im Dunkeln….. Aber, ist es wirklich wichtig?
    Ist es jetzt für dich nicht wichtiger, dass du endlich Klarheit darüber bekommst, wie und v.a. dass dir endlich geholfen wird?
    Im „Warten“ bist du durch deine jahrelange Krankheit inzwischen sicher erprobt, auch wenn es das natürlich nicht einfacher macht…..
    Ich wünsche dir von ganzem Herzen, dass die noch ausstehenden Untersuchungen gute Ergebnisse für dich bringen und dann endlich eine erfolgreiche Therapie beginnen kann! Dass du wieder ein Stück Lebensqualität zurück bekommst und, dass du wieder freudvoller deinen Alltag mit seinen kleinen und großen Schönheiten leben und genießen kannst!
    Du weißt ja, liebe Daniela, wie sehr ich an dich denke und dass dich meine guten Wünsche stets begleiten….
    Milka

    Gefällt 1 Person

    • Ja, liebe Milka.Das glaube ich auch.Manchmal ist dieses „Einverstanden sein“vielleicht sogar die einzige Form der Heilung die überhaupt möglich ist. Ich möchte die Hoffnung auf körperliche Heilung (oder zumindest Besserung) noch nicht aufgeben, wenn dies nicht möglich sein sollte wünsche ich mir zumindest so viel wie möglich „inneres Heil-Sein“.Die Erfahrung hat mir gezeigt,dass jede Krise (so schmerzhaft sie auch sein mag) diesem Heil ein kleines bisschen näher bringt. So hoffe ich darauf, dass ich auch dieses Mal aus diesem ganzen Chaos etwas mehr im Einverständnis mit mir selbst hervor gehen werde. Was die „Henne „oder das „Ei“ anbelangt so ist es emotional glaube ich nicht mehr von so großer Bedeutung.Vermutlich wäre das vor ein paar Jahren noch wichtiger gewesen, zumal es damals noch so viel Wut angesichts der Versäumnisse von Seiten des Gesundheitswesens gegeben hat. Dieses Gefühl ist heute nicht mehr so ausgeprägt.Insofern ist die Unterscheidung vermutlich nur noch im medizinischen Sinne wichtig. Also im Hinblick auf die Überwachung der Krankheit.Ja, das Warten habe ich -wir wir alle vermutlich-schon gelernt. Trotzdem bin ich auch froh wenn es beendet ist und die noch offenen Fragen geklärt sind und ich mit der Behandlung beginnen kann. Denn noch habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass es danach zumindest für eine Zeit lang besser sein wird. Ich denke auch ganz feste an Dich .Bis bald und alles Liebe,Daniela

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