Impulse für ein natürliches Leben
Heute ist ein großer Tag. Du ziehst aus, wirst Dich auf eigene Beine stellen, Deine eigene Wohnung beziehen.
Wow, nicht gerade einfach, das Loslassen an dieser Stelle. Und ja, ich gebe es offen zu, es schmerzt. Und ja, ich bin traurig. Traurig vielleicht weil das einfach dazu gehört, weil Abschiede nun mal einfach weh tun. Traurig weil mit Deinem Auszug nun eine für mich wunderbare Zeit enden wird.
Ich gehe durchs Haus und scheinbar an jeder Ecke findet sich irgendetwas, das mit Dir, mit unserem gemeinsamen Leben verbunden ist. Kleinigkeiten, die Erinnerungen wecken und mir zeigen wie tief das Band zwischen uns ist, die mich aber auch wissen lassen, dass sich vieles nun verändern wird.
Ja, es tut wirklich weh, das lässt sich nicht leugnen! Aber in der Zwischenzeit habe ich auch gelernt, dass da wo Neues beginnt, das Alte sterben muss. So wird es nun auch in unserer Beziehung zueinander sein. Sie wird sich verändern, wird anders werden ,gleichberechtigter, mehr auf Augenhöhe stattfinden.
Aus diesem Blickwinkel betrachtet wird meine Trauer schon bedeutend kleiner. Dann bin ich, genau genommen, einfach nur noch stolz auf Dich. Bin stolz auf mein „kleines“ Mädchen, das nun zu einer so tollen jungen Frau herangereift ist. Auf mein Mädchen das so tapfer seinen Weg beschritten hat und dies obwohl dieser sicherlich nicht immer leicht „begehbar“ war.
Da waren die Stolpersteine unserer Familiengeschichte über die wir allesamt nicht nur einmal gestolpert sind. Und da war der „Wolf“, der von Anbeginn unserer gemeinsamen Geschichte mit im Boot war und uns das Leben nicht nur einmal schwer gemacht hat.
Oh ja, Kinder mit kranken Müttern haben es schwer. In vielerlei Hinsicht!!! Da gilt es die Angst vor der Erkrankung zu bewältigen, da gilt es Leid zu ertragen und einen Umgang damit zu erlernen. Und für Dich galt es obendrein die Unsicherheit auszuhalten, die eine Erkrankung mit sich bringt, für die es keinen Namen gab, für die es über viele Jahre hinweg auch keinerlei Hilfe gab.
Wenn ich es recht bedenke, dann ist es wohl ein ganzes Bündel an Gefühlen, die sich da tief in meinem Herzen tummeln und die sich, indem ich schreibe, nun den Weg an die Oberfläche bahnen.
Da gibt es die Trauer, weil ich Dich nun nicht mehr tagtäglich um mich haben werde. Da gibt es die Trauer, um das was wir an Gemeinsamkeit verpasst haben, weil der „Wolf“ uns im Wege stand. Da gibt es tiefes Bedauern angesichts der Momente, in denen ich als Mutter versagt habe. Und da gibt es Trauer, weil nun ein Lebensabschnitt endet, der trotz aller Schwierigkeiten so viele, unsagbar glückliche Momente mit sich gebracht hat wie bislang kein anderer in meinem Leben.
Ja, Mutter sein zu dürfen hat mich mit Glück erfüllt und nichts in meinem Leben war so bereichernd als Dich, meine Tochter, zu der jungen Frau heran wachsen sehen zu dürfen, zu der Du nun geworden bist. Und gerade weil Du es nicht immer leicht gehabt hast, weil ich weiß, dass Abschiede für Kinder kranker Mütter ganz besonders schwierig sind, gerade deshalb bin ich so stolz. Stolz auf Dich, meine Tochter, die Du Dir Deinen Weg suchst, ihn Dir durch alle Hindernisse hindurch bahnst. Auf Dich, die Du so unaufhaltsam nach Freiheit strebst.
Das ist es, was ich mir für Dich gewünscht habe. Immer und zu jeder Zeit!!!! Und ja, wenn ich es recht bedenke überwiegt das Glück. Ich bin ich glücklich und freue mich mit Dir, dass Du nun in vollen Zügen eintauchen kannst in das studentische Leben, dass Du feiern und das Leben mit Deinen Freunden genießen kannst, dass Du Deine Unabhängigkeit voll und ganz und wie es sich gebührt auskosten kannst.
Ja, ich freue mich auf die Zeit, die nun vor uns liegt. Auf eine Zeit, die zwar anders sein wird als das was gewesen ist, aber dennoch gut…. dessen bin ich mir sicher. Ja, ich freue mich, aus ganzem Herzen!!!!!
Ich liebe Dich mein Schatz, pass gut auf Dich auf!!!!!
Alles Gute für Euch beide. Wird sicher eine spannende Zeit für beide!
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Danke Dir liebe Hedwig, Du sprichst sicherlich aus Erfahrung…ich für meinen Teil fühl mich noch ein bisschen verloren…ich weiß dass sich alles ändern wird, aber wie es werden wird…da fehlt mir irgendwie noch die Vorstellung…
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