Lichter am Horizont ..

Wir alle brauchen sie, diese Lichter am Horizont, um nicht unterzugehen. Um unser „Schiff “ sicher durch das „Meer des Lebens“ steuern zu können.  Um die Navigation nicht zu verlieren, um das Ruder fest in er Hand zu behalten, auch dann noch wenn die Stürme mit einer solchen Gewalt über uns hinweg fegen, dass wir in Seenot geraten, wenn wir in Gefahr sind Schiffbruch zu erleiden….

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Jammerbugten, Dänemark 

Ich erinnere mich an die Zeit in der mich der Wolf mit aller Gewalt, die ihm nun mal inne wohnt, fest im Griff hatte. So fest im Griff, dass er meinen Bewegungsspielraum auf ein Minimum reduziert hatte.

An ein Leben außerhalb des Hauses war zu dieser Zeit nicht mehr zu denken, mein ganzes „Sein“ war nur noch darauf ausgerichtet den Tag zu überstehen….irgendwie den wütenden „Bissen“ meines Haustieres stand zu halten, denen ich täglich, in mehr oder weniger ausgeprägter Form, ausgesetzt war….

Die Isolation, die durch den „ Wolf“ entstanden war, hatte zu diesem Zeitpunkt ihren Höchstpunkt erreicht und Hilfe von ärztlicher Seite ?..Nein, die war nicht in Sicht …noch lange nicht. Keine Antikörper, keine Diagnose, keine Krankheit!!!!…..lediglich absolute Rat- und Hilflosigkeit…..Hin -und hergeschoben werden, von einem Arzt zum nächsten…..

Überleben!!! Irgendwie !! Mein ganzes Handeln ( oder das was davon noch übrig war ) war darauf ausgerichtet. Nur nicht aufgeben!!! Und das allerwichtigste?! Nur nicht den Kontakt zu mir selbst verlieren, nicht depressiv werden!!!! .Mir war mehr als bewusst, dass eine Depression den Untergang bedeutet hätte. Nicht nur, dass sie mich meiner seelischen Kraft beraubt hätte. Nein, sie hätte mir auch die allerletzte Chance auf eine Diagnose und damit auf die so dringend benötigte Behandlung ein für alle mal vereitelt ….

Aber was tun? Malen hilft, so viel war mir klar. Das Versinken in die Welt der Farben ließ mich zumindest zeitweise alles andere vergessen. Die Angst , die Schmerzen und die Sorgen beiseite legen. Also malte ich. Ich malte was das Zeug hielt. Wann immer es ging, wann immer mein körperlicher Zustand es zuließ….und wenn es nicht ging, dann habe ich mir stundenlang Videos von Künstlern angeschaut und mich in deren Mal- Prozeß  verloren….

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Mein Lieblingsbild

Zäh war sie meine Seele, nicht tot zu kriegen. Auch unter dem schlimmsten Umständen nicht. Und immer dann wenn der „ Wolf“ seinen Griff ein klein wenig lockerte, dann konnte ich sie wahrnehmen, diese zarten und bereits sehr geschwächten Impulse meiner Seele, die mir beharrlich zu verstehen gaben: „ Du musst Deinem Leben Sinn verleihen, es irgendwie nach vorne ausrichten“…Ja, ansonsten wäre ich wohl chancenlos gewesen….

Und so kam es, dass ich mich in einem Anflug von Energie zu einem Fernstudium angemeldet habe. Um das Zeichnen und Malen besser zu erlernen, um meinem Hobby irgendwie etwas Professionalität zu verleihen. Oder vielleicht besser gesagt , um nicht gänzlich unterzugehen.

Ein Fernstudium!!! Rückblickend muss ich fast gar Lachen angesichts der Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens, denn weder war meine körperliche Kraft noch meine Konzentration ausreichend, um mich kontinuierlich auf die Studien konzentrieren zu können.

So erinnere mich beispielsweise an den verzweifelten Versuch eine Fotografie von einem Blumenstrauß zu erstellen, die ich als Malvorlage für das Studium benötigt hätte. Bereits das Drapieren der Blumen in der Vase, das Arrangieren auf der Terrasse vor entsprechendem Hintergrund, hat mich körperlich derartig überfordert, dass mit einem missglückten Versuch dies zu vollbringen mein Tagwerk erledigt war und ich den Rest des Tages auf dem Sofa liegend verbracht habe. Regungslos, um meinem Körper die Möglichkeit zu geben sich von diesem „ Kraftakt“ zu erholen…

Ja, es gestaltete sich mehr als schwierig!!! Und dennoch, an dieser Stelle tat sich völlig unverhofft eine Tür auf. Ein Türchen, das mir zu einem späteren Zeitpunkt viele weitere Türen eröffnen sollte…

Es war das Türchen, welches mich in die Welt der „ Social Media“ einlassen sollte. Social Media? Nichts Neues? Doch für mich schon, denn zu diesem Zeitpunkt für mich eine völlig neue und unbekannte Welt.

Da, war sie nun also , die Möglichkeit den Kopf aus dem Sand zu nehmen und im Rahmen des Fernstudiums andere Studierende über den Online- Campus zu kontaktieren.

Auch dies nicht gerade einfach für mich , denn auch das Schreiben hat mich aufgrund des ausgeprägten Mangels an Konzentration und angesichts der Sehstörungen, die mich begleitet haben, sehr angestrengt….

Und dennoch, dem „Wolf“ zum Trotz habe ich mich eingeklinkt in die Welt der Studierenden. Und siehe da, es dauerte nicht lange bis sich eine kleine Gemeinschaft in Form einer WhatsApp – Gruppe heraus gebildet hatte. Da war sie, die Rettung. Endlich konnte ich wieder teilhaben am sozialen Leben. Die Abende hab ich noch immer auf dem Sofa verbracht. Aber ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ausschließlich Löcher in die Luft starrend, sondern vielmehr in Gesellschaft anderer Menschen….

Was für ein Geschenk, unbeschreiblich, geradezu lebensrettend…denn endlich hatte ich sie gesichtet, die viel besagten Lichter am Horizont. Die  Leuchttürme, die mir die Navigation durch die tosenden Wellen ermöglichten, als ansonsten keinerlei Land mehr in Sicht war…

Zu diesem Zeitpunkt habe ich erleben dürfen, dass echte Freundschaft sich unabhängig von sozialem Status, unabhängig von finanziellen Mitteln, in Abwesenheit aller ansonsten üblichen Masken und Rollen, ja angesichts des blanken „Seins“ entwickeln kann….Dass die Lichter, die wir in dunkler Nacht einander entgegen halten, wahrlich Leben retten können ….

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Rubjerg Knude, Dänemark

EPILOG:

Mein Dank gilt an dieser Stelle meinen 3 Mädels, der kleinen Mut-Mach-Gruppe, die aus dieser Geschichte entstanden ist und die nunmehr seit mehr als 4 Jahren Bestand hat…

Heute ist es etwas ruhiger geworden in unserer kleinen Gruppe, da jeder wieder etwas mehr seiner eigenen Wege zieht…. Aber immer wieder, da leuchten sie auf, die Lichter der anderen am Horizont. Und das Wichtigste : Die Erfahrung dessen, was möglich ist, wenn wir trotz der eigenen Kämpfe die anderen nicht vergessen,  die dadurch entstandene Verbundenheit, sie wird ewig in meinem Herzen bleiben ….und irgendwann werden wir ( und das ist versprochen!!!) gemeinsam am See sitzen….gemeinsam in die Weite eines (hoffentlich) ruhigeren Gewässers blicken……

 

 

8 Comments on “Lichter am Horizont ..

  1. Pingback: Lichter am Horizont .. — Come Together – romanticker-carolinecaspar-autorenblog.com

    • Ein älterer Herr, dem ich mich sehr verbunden fühle, sagte einmal als ich mich sehr allein gefühlt habe, dass wir schlussendlich zwar immer allein im Leben unterwegs sind, es aber gut tut wenn wir die Lichter am Horizont noch erkennen können….für mich ist diese Aussage zu einem zentralen Satz geworden, der mich noch heute ( nach so vielen Jahren) begleitet…denn ja, wir sind allein und tragen in letzter Konsequenz immer selbst die Verantwortung wohin die Reise geht…aber die Lichter am Horizont noch sehen zu können, das möchte ich nie wieder vermissen müssen…Liebe Grüße, Daniela

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      • Er hat Recht, der ältere Herr.
        Letztendlich sind wir allein, auch wenn es schmerzt.
        Aber solch ein Licht was einem Hoffnung oder Halt schenkt sollte doch jeder haben.
        Danke dir fürs Hintergrundwissen.
        LG, Nati

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