doch noch Frohe Ostern…..

Der Karfreitag, nun liegt er also hinter mir,  und mit ihm habe ich dieses Jahr wohl auch meinen ganz persönlichen Karfreitag hinter mir gelassen.

Noch immer kann ich es kaum glauben, aber es ist tatsächlich geschehen, dieses kleine Wunder, welches ich nicht mehr für möglich gehalten hätte.

Nein, der Besuch beim Pneumologen hat nicht weiter geführt. Eine weitere Enttäuschung, ein weiteres Mal wurden Hände in Unschuld gewaschen, Verantwortung weiter gegeben.

Mein Hausarzt war es der es schlussendlich geschafft hat,  der das kleine Wunder vollbracht hat. Auf seine Intervention hin darf ich nun endlich doch am Mittwoch ins Krankenhaus, zur Einleitung der so lang ersehnten Rituximab-Behandlung. Daten und medizinische Fakten zusammen genommen, den früheren Onkologen außen vor gelassen und siehe da….die Dringlichkeit  wurde in der Rheumathologie sofort erkannt, alles Notwendige in die Wege geleitet.  Der Termin für die erste Infusion steht, sie erfolgt stationär und somit unter entsprechender Kontrolle, die zweite werde ich dann ambulant an der zugehörigen Tagesklinik erhalten…Ich habe es schwarz auf weiß, ja. Hier an meiner Pinwand hängt die Einweisung, ich kann es kaum glauben.

Ja, ich habe dieses Jahr tatsächlich etwas vom Karfreitag gespürt. Etwas abbekommen davon wie es ist, regelrecht „ans Kreuz genagelt “ zu werden. Davon wie es sich anfühlt, wenn man verraten wird, wenn Türen sich schließen, wenn Fluchtwege durch Menschenhand verschlossen werden und es scheinbar keinerlei Ausweg mehr gibt.

Tatsächlich  glaube ich noch niemals etwas Schlimmeres erlebt zu haben.

Die Angst vor der Erkrankung, die Angst vor dem mit ihr verbundenem Leiden, ja die Angst vor dem Tod.  All diese  Ängste sind mir nicht mehr fremd, sie sind mir über die  vergangenen Jahren immer wieder begegnet , haben mich herausgefordert, mich gezwungen mich mit mir und dem Leben auseinanderzusetzen. Aber in eine solche Situation zu geraten,  aktiv durch die Handlung eines anderen Menschen in eine Lage gebracht zu werden,  die mein Leben ganz real bedroht, das war mir fremd. So fremd, dass ich niemals geglaubt hätte,  es könne wirklich geschehen…Nicht mir!!! Und das obwohl ich doch schon so oft in menschliche Abgründe geschaut habe

Ja, ich weiß, dass Angst, Ohnmacht, dass das  Gefühl in irgendeiner Form „bedroht“ zu sein, jeden von uns auch zum „Täter“ werden  lassen kann. Dass sich in vermeintlichen Notsituationen Abgründe in uns auftun können, die es uns unmöglich machen über unseren eigenen „Schatten“ zu springen.  Aber allen Wissens zum Trotz, der Schmerz, den ein solcher Verrat mit sich bringt, er besitzt die Kraft die Seele zum Zerbrechen zu bringen….sie geradezu sterben zu lassen.

Gefühlt war es tatsächlich so, als sei ich ein kleines bisschen gestorben …zumindest war es ein kleiner Tod, ein gefühltes Ende. Eine Sackgasse, einfach nicht mehr vor und nicht mehr zurück können. Auf der einen Seite die Erkrankung, weitgehend unkontrolliert, zunehmend fortschreitend, Angst machend. Auf der anderen Seite der Virus, der auf dem Hintergrund der Erkrankung das Leben zusätzlich bedroht und oben drauf dann auch noch das Wissen, dass Hilfe aktiv  und auf unvorhersehbare Zeit vereitelt wurde.. ich geradezu an`s Messer geliefert worden war. Ja, irgendwie hat es sich angefühlt, na ja, wie „an´s Kreuz genagelt“ eben….

Und dann in letzter Sekunde, dort wo die Nacht am schwärzesten war , entgegen aller  Erwartungen, plötzlich die Wende…Licht am Horizont….Unfassbar!!!!

Ausgestanden, nein das ist die Sache noch lange nicht und nach der ersten, unsagbaren Freude schleicht sich nun auch wieder die Realität in mein Bewusstsein. Das Wissen um die Infektionsgefahr, die mir im Krankenhaus droht, jetzt da sich der Virus doch schon deutlich mehr verbereitet hat, als dies noch vor ein paar Wochen der Fall war.

Ja, und mit diesem Wissen das sich da in meinem Kopf breit macht, da klopft auch die Angst wieder an meine Tür. …Ja, ich spüre sie wieder, nehme meine eigene Verwundbarkeit wahr, meine Zerbrechlichkeit…ganz zart und weich wird meine Seele da. Und so sehr offen, so weit für das Leben.

Aber nicht nur meine eigene Verwundbarkeit ist es , die ich in einem solchen Augenblicken spüre. In einem solchen Moment, in dem ich ganz und gar bei mir bin, mich im äußersten für mich zugänglichen Winkel meiner Seele aufhalte, da spüre ich nicht nur mich. Nein ich spüre unser aller Verletzlichkeit……

Wut? Der Wunsch nach Vergeltung? Oh ja, beides ist mir durchaus vertraut. Ja, ich habe gerungen, gekämpft gegen die eigenen Dämonen und aller Wahrscheinlichkeit nach waren es auch noch nicht die letzten Kämpfe, die es an dieser Stelle auszufechten  gilt.  Aber in einem solchen Moment, in den Momenten in denen ich die  Zerbrechlichkeit  des Lebens  so tief in mir selbst spüre, da gibt es nur noch einen Wunsch, den Wunsch das Leben zu schützen, mein eigenes ebenso sehr wie das der anderen … 

Ja, ich glaube ein kleines bisschen Sterben ist einfach notwendig, damit Neues geboren werden kann…..zumindest in den Tiefen unserer Seelen….

 

6 Comments on “doch noch Frohe Ostern…..

  1. Liebe Daniela,
    von ganzem Herzen wünsche ich dir nun nichts mehr, als dass Rituximab dir helfen wird!!!
    Du hast gekämpft, bist oft gescheitert an den zuständigen Medizinern, an den „Umständen“ unseres Gesundheitssystems u.s.w. ABER dann nach der dunkelsten Nacht, ging die Sonne auf! Und ich bin so glücklich und freue mich einfach ungemein für dich!!!
    Ich nehme dich hier vom Norden aus ganz herzlich in den Arm und wünsche dir alles, alles Gute auf den nun folgenden Schritten deines Weges……
    Alles Liebe von Milka

    Gefällt 2 Personen

    • Ich Danke Dir von Herzen, meine Liebe ❤️…bin in Gedanken bei Dir und schicke Dir nun einfach eine stille Umarmung zurück in den Norden….ich hoffe so sehr, dass unser beider Gesundheitszustand es irgendwann zulassen wird , dass wir uns sehen….😘😊❤️

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