Impulse für ein natürliches Leben
„In einem Garten ging das Paradies verloren, in einem Garten wird es wiedergefunden.„
–Blaise Pascal, französischer Mathematiker, Physiker, Literat und Philosoph-
Zur Zeit bin ich, sofern mein eigener Gesundheitszustand es zulässt, fast täglich bei meinen Eltern. Mein Vater ist sauerstoffpflichtig und gelinde ausgedrückt kann er sein Sauerstoffgerät nicht ausstehen. Ich habe für mich beschlossen sein „ Nein“ zu respektieren, es zu akzeptieren, wenn er die Therapie nicht möchte. Kein eisernes Bestehen auf die Behandlung, keine Machtkämpfe, kein ewiges „an ihm Rumgenörgle“.
All dies versuche ich zu vermeiden, nicht zuletzt deshalb, weil ich ein Stück von mir selbst in ihm wiederfinde. Seinen „Dickschädel“ mit dem auch ich mir Autonomie bis zum Schluss wünsche, mir wünsche, dass meine Entscheidungen respektiert werden, selbst dann wenn sie anderen unsinnig erscheinen und sich nicht mit den Wünschen meines Umfelds decken.
Leicht fällt mir diese Entscheidung allerdings nicht, weiß ich doch genau, dass jede Stunde ohne zusätzlichen Sauerstoff uns dem Abschied näher bringt. Deshalb bin ich nun also sehr oft Vorort, um mein Glück zumindest zu versuchen und dies, vermutlich weil ich eben nicht darauf bestehe, auch recht häufig mit gutem Erfolg…
Nebenbei nutze ich dann die Gunst der Stunde, um mich schon mal mit dem Garten anzufreunden, dessen Pflege und Gestaltung wir, in Ermangelung der Kapazitäten meiner Eltern, bereits übernommen haben…
Ich fühle mich wohl dort, fühle mich sehr dicht bei meinen Wurzeln.
Unfassbar, wie viele Erinnerungen dieser Ort in mir weckt. Erinnerungen an frisch geröstetes Brot vom Grill. An laue Sommerabende, an denen ich Ball gespielt und nach Glühwürmchen gejagt habe bis zum Umfallen. Erinnerungen an die Sehnsucht, mit der ich die Enkelin unserer Nachbarn in den Sommerferien erwartet habe und an den Geschmack von sonnenverwöhnten Tomaten, die ich gemeinsam mit meiner ältesten Freundin im Garten ihrer Großeltern geerntet habe. Erstaunlicherweise hat das Leben auch meine Freundin wieder zurück an ihren alten Wohnort verschlagen, so dass wir bald wieder in naher Nachbarschaft zueinander wohnen werden. Unglaublich, fast wie früher……
Ja, ich freu mich über die neuen Möglichkeiten, die sich mir nun heute an meinem alten Wohnort, am Ort meiner Kindheit erschließen.
Ich mag dieses Haus, ich mag die Umgebung und ich mag es mit meinen Eltern in ihrem Garten zu sitzen. Nicht nur weil ich hier meine Wurzeln habe , auch weil in diesem Garten für mich spürbar wird, dass sich die Natur, lässt man ihr denn ihren Lauf, immer ihren Weg zurück ins Leben bahnt. Danach strebt den Kreis zu schließen….
Die Liebe zu allem was wächst und blüht, habe ich von meiner Mutter geerbt und so gibt’s bereits einen festen Bestand im Garten, der sich in der Zwischenzeit mit allerlei eigenem, bunten Leben gemischt hat.
Nun gilt es für mich die „Spreu vom Weizen“ zu trennen, zu entscheiden was gehen muss und was bleiben darf. Was getan werden muss, um die wilde Seele der Natur mit den Vorzügen der städtischen Umgebung zu einem harmonischen Ganzen zu verbinden. So bestaune ich nun gemeinsam mit meiner Mutter, jedes Pflänzchen einzeln. Zupfe mal hier mal da, setzte mal hier und mal dort einen neuen Impuls und recherchiere, um den Wildwuchs und seine Interaktion mit der Umwelt (noch) besser zu verstehen…. in meinem Inneren ebenso wie im Äußeren…immer in der Hoffnung, irgendwann einmal in ferner Zukunft, auf einen prächtigen, wilden und gleichsam gepflegten Garten blicken zu können.
Epilog:
Der Lavendel darf bleiben. Ursprünglich eigentlich aus südlicheren Gefielden stammend zählt er hierzulande ja vermutlich nicht unbedingt zu den Wildpflanzen. Dennoch ist er ein wahrer Insektenmagnet und bringt nicht nur meinen jetzigen Garten zum Summen und Brummen, sondern ebenso den doch wesentlich weniger ländlich gelegenen Garten meiner Eltern. Besonders gefreut hat mich das Taubenschwänzchen, welches sich wohl durch den Duft des Lavendels angezogen gefühlt hat. Aber auch eine ganze Reihe anderer Schmetterlinge , Wildbienen und Hummeln finden hier Nahrung in Hülle und Fülle… Und mit dem wunderbaren Duft den er verbreitet ist er demnach ein Fest für die Sinne für Mensch und Tier…..Ja, er darf bleiben…….Definitiv!!!!
So ist sie, die Zeit der langen Abschiede, Zeit der Erinnerung und auch der Vergebung. Vielleicht der wesentlichste Unterschied zu „plötzlich & unerwartet“. ❤liche Grüße, liebe Daniela 🙏🙂
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Ja….das stimmt zutiefst, lieber Reiner. Zum Teil ist es sehr schmerzlich, zum Teil aber auch sehr erfüllend. Eine unglaubliche Chance, die wir da als Familie bekommen haben…und bislang gelingt es auch sie zu nutzen…wenngleich es manchmal auch sehr holprig ist…ich hoffe , dass wir das alles bis zum Ende schaffen. Ganz liebe Grüße und hab einen schönen Tag
Daniela 😊🙋♀️
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Liebe Daniela,
dieser Beitrag berührt mich mal wieder tief…
Vielleicht, weil du mir damit zeigst, was bei mir und meinen Eltern evtl. auch bald kommen wird. Sicher aber, weil der Friede, den du offenbar (trotz der Schwierigkeiten) mit dieser Situation geschlossen hast, mir irgendwie entgegen leuchtet.
Ich freue mich mit dir über jedes Taubenschwänzchen und jede gelungene Stunde mit deinen Eltern.
Liebe Grüße!
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Ich Danke Dir, lieber Stefan, für die guten Wünsche. Ich glaube spüren zu können wie sehr sie von Herzen kommen…und ja, der Abschied kommt ja für uns alle früher oder später…leider!!! Ich wünsche auch Dir von ganzem Herzen eine schöne und erfüllte Zeit, bei allem was für Dich gerade so ansteht
Ganz liebe Grüße
Daniela
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Wie schön und auch tröstlich, wenn so wunderbare Erinnerungen an die Kindheit wiederbelebt werden. Was gewesen, bleibt ja bei uns, wenn auch oft verborgen und kann von niemandem genommen werden. Was Abschiede betrifft, gebe ich mich ja meist abgeklärt, weil das ewige Werden und Vergehen/Sterben im Alter vom Kopf her seinen Sinn ergibt. Vielleicht auch, weil meine schönen Erinnerungen wenig an meine Eltern, gar nicht an meine Mutter gebunden sind. Und dann befinde ich mich zufällig an einem Ort, an dem mein Vater lange gewirkt hat und vermisse ihn nach 23 Jahren so schmerzlich wie direkt nach seinem Tod.
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Ja, liebe Caro…Abschiede bleiben schmerzlich, auch wenn man den Sinn von „Werden und Vergehen“ längst verstanden und akzeptiert hat. Wäre dem nicht so, wäre da ja auch keine Liebe und auf diese verzichten, um dem Schmerz des Abschieds zu entgehen, den diese ja zwangsläufig früher oder später mit sich bringt , das würde ich nicht wollen.
Das Auftauchen der schönen Erinnerungen ist aber tatsächlich sehr tröstlich und ich bin froh und sehr dankbar, dass ich heute wieder Zugang zu ihnen habe. Über viele Jahre hinweg war das ganz anders. Ich wünsche Dir von Herzen alles Liebe
Daniela
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